Berlin-Warschau und zurück in 3 Tagen

22. Oktober 2013 16:16 | von

Berlin, morgens halb sieben. Am Ostbahnhof ist schon Einiges los: Losfahrer und Heimkehrer, Geschäftsleute und Rucksacktouristen tummeln sich auf dem Bahnsteig. Um zehn vor sieben fährt der Berlin-Warschau-Express aus Richtung Hauptbahnhof ein. Hier sitzt man noch im Abteil. Sechs Personen auf drei Quadratmetern. Die Chancen, dass in den nächsten fünfeinhalb Stunden interkulturelle Freundschaften geknüpft werden, stehen also nicht schlecht. Über Frankfurt (Oder) und Posen geht es durch die flache und dünn besiedelte polnische Landschaft zum Warschauer Hauptbahnhof „Warszawa Centralna“.

Kulturpalast in Warschau

Kulturpalast © Neo_II CC BY-SA 2.0

Beim Verlassen des Bahnhofsgebäudes fällt der Blick sofort auf eines der bekanntesten Wahrzeichen Warschaus: den 231 Meter hohen „Kulturpalast„, das höchste Gebäude des Landes. Neben zahlreichen Kinosälen, Theatern und Veranstaltungsräumen gibt es im „Stalinstachel„, wie der Palast von den Warschauern auch genannt wird, eine kleine Touristeninformation, die über die Ulica Emilii Plater zugänglich ist. Ein guter erster Anlaufpunkt, um Informationen zu Kultur- und Freizeitangeboten in der Hauptstadt zu bekommen. Zudem befindet sich hier einer der zahlreichen „Hot Spots“ mit kostenfreiem WLAN-Zugang.

Tag 1: Warschau – Hot Spot mit Geschichte

Verfallende Altbauten in Warschau

Altbauten ©

Wer gut zu Fuß ist, kann viele der Sehenswürdigkeiten in Warschau ohne Bus und Bahn erkunden. Was ohnehin zu empfehlen ist, denn die vielen kleinen verborgenen Schätze, aber auch die krassen Gegensätze, die den Reiz der polnischen Metropole ausmachen, erschließen sich erst bei einem Spaziergang durch die Straßen. Riesige Wolkenkratzer rund um den Hauptbahnhof und unzählige Baustellen zeugen von Aufbruchstimmung und Selbstbewusstsein der 1,8-Millionen-Stadt. In krassem Kontrast dazu stehen die vielen leer stehenden und verfallenen Altbauten, die sich vom Zentrum bis in die Altstadt erstrecken. Dazwischen: immer wieder Plattenbauten. Der Vergleich mit der Architektur rund um den Berliner Alexanderplatz und die nahe gelegene Karl-Marx-Allee drängt sich förmlich auf.

Wolkenkratzer in Warschau

Hochhäuser / Wolkenkratzer in Warschau ©

Gofry

Gofry ©

In etwa einer halben Stunde gelangt man zu Fuß ins nordöstlich vom Hauptbahnhof gelegene historische Zentrum Warschaus. Die Altstadt (Stare Miasto) wurde im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört und anschließend originalgetreu wieder aufgebaut. Heute zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. In den Gassen rund um den Schlossplatz mit der Sigmundsäule finden sich vor allem kleine Restaurants mit polnischer und internationaler Küche. Um die Energiereserven nach dem Fußmarsch wieder aufzuladen, empfiehlt sich ein „Gofry„, eine warme Waffel mit Schokolade, Kirschen oder Apfelmus und bei Bedarf viel Schlagsahne, die hier alle paar Meter verkauft wird. Eine Waffel mit einem Belag kostet etwa 6 Złoty (1,50 Euro), mit zwei oder mehr Schmankerln (z.B. Kirschen und Sahne) ab 8 Złoty (2 Euro).

An der Stadtmauer führt die Ulica Mostowa bergab in Richtung Weichselufer, das leider durch eine mehrspurige Hauptverkehrsstraße von der Altstadt getrennt ist. Ein Spaziergang nach unten lohnt sich trotzdem. So lässt sich die an einer steilen Böschung errichtete Altstadt mit der hübschen Stadtmauer noch einmal aus einer anderen und nicht weniger schönen Perspektive betrachten. Wer nicht für das Fotomotiv kommt, den locken eventuell praktische Gründe nach hier unten, denn auch hier befindet sich ein kostenloser WLAN-Hotspot.

Altstädtischer Markt (Rynek Starego Miasta) in Warschau

Altstädtischer Markt (Rynek Starego Miasta) ©

Warschauer Stadtmauer

Warschauer Stadtmauer ©

Restaurant Kluskospis in Warschau

Restaurant Kluskospis ©

Nach dieser kleinen Erkundungstour durch Zentrum und Altstadt bietet es sich an, die ersten Eindrücke bei einer warmen Mahlzeit und einem kühlen polnischen Bier sacken zu lassen. Und warum bei der Gelegenheit nicht gleich noch mehr bleibende Impressionen mitnehmen? Zum Beispiel im Restaurant „Kluskospis“ (Ulica Krzywe Kolo 30), wo man sich ein bisschen fühlt wie der Hauptcharakter in einem Cartoon. Die Einrichtung ist mit viel Liebe zum Detail in schwarz-weißem-Comic-Stil gestaltet – inklusive Katze (und Maus) auf dem Kamin, Garderobenhaken und Besteck auf dem Tisch. Die Bestellung auf Englisch klappt (wie fast überall) problemlos und das Personal ist sehr freundlich. Auf der Speisekarte stehen neben den berühmten „Pierogi“ – Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen – auch Suppen und Nudelgerichte. Zu empfehlen sind die Nudeln mit Rindgulasch und der Rote-Beete-Borschtsch mit Pilzen. Dazu ein großes Bier – perfekt.

Text & Bilder © Katja Thiede (mit Ausnahme des ersten Bildes, s.o.)

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