Tag 3: Einmal Asien und zurück – Istanbul in drei Tagen

24. Juni 2013 16:08 | von

Istanbul – Stadt auf zwei Kontinenten. Da darf ein Ausflug in den asiatischen Teil natürlich nicht fehlen. Mit einer der zahlreichen Bosporus-Fähren gelangt man innerhalb weniger Minuten von Beşiktaş auf der europäischen Seite nach Üsküdar auf asiatischem Boden. Wer bisher in erster Linie Beyoğlu und Beşiktaş gesehen hat, fühlt sich sofort einige Jahrzehnte zurück versetzt: Gemüseverkäufer, dichtgedrängte Stände mit Lebensmitteln und kleine Handwerksläden – ein Kontrast zum westlich-modernen Teil Istanbuls.

Istanbul asiatischer Teil

Istanbul asiatischer Teil ©

Mit dem Dolmuş nach Çamlıca

Lust auf ein bisschen Abenteuer? Dann sollte man sich mit einem der „Dolmuş“ genannten Sammeltaxis auf nach „Çamlıca“ machen, dem höchsten Punkt Istanbuls. Im Dolmuş läuft alles ziemlich unkonventionell ab: Der Minibus fährt erst los, wenn er voll ist, ein- und aussteigen kann man jederzeit – man muss es dem Busfahrer nur sagen. Dies wiederum setzt voraus, dass man weiß, wo man hin möchte und das auch – möglichst auf Türkisch – kommunizieren kann. Bezahlt wird direkt beim Fahrer, wie viel kann man sich bei anderen Fahrgästen abgucken. Dolmuş-Fahrer sind echte Multitasking-Talente. Sie fahren, kassieren, sortieren das Geld, geben Wechselgeld, achten auf die Zurufe der Mitfahrenden, halten, kassieren (während sie schon wieder fahren und den Wünschen der Zugestiegenen lauschen) – und das alles im chaotischen Istanbuler Verkehr.

Bis „Çamlıca“ sind es etwa 25 Minuten Fahrtzeit und ein 10-minütiger Fußmarsch. Auf dem großen der zwei Hügel angekommen, hat man einen atemberaubenden Blick über den Bosporus auf den europäischen Teil von Istanbul. Dreht man sich um, liegt das nicht enden wollende Häusermeer des asiatischen Teils unter einem. Spätestens jetzt wird einem die Größe der Stadt bewusst.

Überraschenderweise wimmelt es hier oben nicht von Touristen – zumindest unter der Woche. Stattdessen sieht man viele türkische Familien mit Kind und Kegel. Auch die Preise des kleinen Imbiss-Standes am Platz sind so gar nicht touristisch und mehr als fair. Der perfekte Ort also, um seine Picknickdecke auf dem Rasen auszubreiten oder sich auf einem der vielen kleinen Hocker niederzulassen und mit Sesamring und Tee die Aussicht zu genießen.

Mit Dolmuş oder dem regulären Bus geht es zurück zur Fähre. Doch Vorsicht: Für den Bus braucht man ein elektronisches Ticket (AKBIL), das man vorab an speziellen Verkaufsstellen erwirbt. Für die Fährüberfahrt können auf der asiatischen Seite Münztickets an Automaten gezogen werden. Auch hier heißt es „aufpassen“. Denn einige Trickser warten nur auf Touristen, die sich an den nicht immer einwandfrei funktionierenden Automaten abmühen, um ihnen ein paar Lira aus der Tasche zu ziehen.

Meze

Meze ©

Zurück in Beşiktaş heißt es erstmal Treppen steigen auf dem Weg zurück nach Beyoğlu. Um die Batterie wieder aufzuladen und den Tag Revue passieren zu lassen, ist das Café und Restaurant „Babel“ (Turnacıbaşı Caddesi No: 56 / Beyoğlu) die ideale Location. Bei schönem Wetter kann man oben auf dem Balkon sitzen. Aber auch drinnen ist es urig-gemütlich. Auf der Speisekarte stehen neben den traditionellen Meze, kleinen Tellern mit unzähligen Vorspeisen, auch allerlei Gerichte von klassisch (Steak) bis orientalisch (Falafel). Ein großes Efes (türkisches Bier) gibt es für zehn Lira. Mit ein bisschen Glück und einem netten Wort auf den Lippen bekommt man zum Abschied noch einen hausgemachten Pflaumenschnaps vom Barmann.

Nachtleben und Gastronomie in der İstiklal Caddesi

So eingestimmt, kann man sich nun ins Nachtleben rund um die nie zur Ruhe kommende İstiklal Caddesi stürzen. Unzählige Bars, Restaurants und Clubs locken mit Musik, live gespielt oder aus den Boxen wummernd, und teilweise freiem Eintritt. Auch shoppen zu später Stunde ist kein Problem – einige Geschäfte haben selbst um 22 Uhr noch geöffnet.

Verlockend sind die vielen Eisstände, die sich in regelmäßigen Abständen auf der gesamten Länge der Bummelmeile befinden. Die Verkäufer in ihren orientalischen Kostümen zaubern und tricksen mit Waffel und Kugel, sodass es schon mal fünf Minuten dauern kann, bis man sein Eis „fertig“ in der Hand hält. Leider geht die Trickserei soweit, dass einem Zitrone für Melone verkauft wird oder für eine Kugel fünf Lira abkassiert werden. Daher: Noch vor dem Kosten nach den Preis fragen und im Zweifel dankend ablehnen, weiterziehen und lieber einen Rakı genießen – den traditionellen türkischen Anis-Schnaps.

Schlemmen bis der Bauch schmerzt, ziellos über Märkte streifen, sich treiben lassen durch das unüberschaubare Gewirr an Gassen, dem Ruf des Muezzin lauschen, die Ruhe genießen in den Moscheen und Parks oder sich mitreißen lassen von Lärm und Trubel, vom prallen Leben in der pulsierenden Metropole zwischen Tradition und Moderne: Istanbul fasziniert von der ersten bis zur letzten Minute! Drei Tage – gerade genug um sich grob zu orientieren. Wer verstehen will, wie die Stadt und ihre Menschen ticken, muss und will länger bleiben.

Text & Bilder © Katja Thiede

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