Tag 2: Kultur und Nachtluft schnuppern – Istanbul in drei Tagen
Nach dem ersten Tag geht es am zweiten des Kurztrips in Istanbul zunächst über die Galatabrücke vorbei an einem Heer von Anglern in den südlichen Teil des europäischen Istanbul. Hier befindet sich der geschichtsträchtige Stadtteil Eminönü auf einer Halbinsel. Pflichtbesuche gelten der einstigen Kirche und Moschee „Hagia Sophia“, die heute ein Museum ist, und der Blauen Moschee, der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit der Stadt. Ein Weg dorthin führt über die Cağaloğlu Ykş., vorbei am Sirkeci Bahnhof, einst Endstation des Orient Express. Im nahe gelegenen Gülhane-Park kann man unter Schatten spendenden Bäumen noch mal Kräfte sammeln, bevor die Geschichtsstunde beginnt.
Wer in die Blaue Moschee möchte, muss den Dresscode beachten. Für Frauen heißt das: langer Rock, bedeckte Schultern und Kopfbedeckung. Entsprechende Kleidungsstücke kann man am Eingang kostenfrei ausleihen.
Touristen dürfen die Moschee nur außerhalb der Gebetszeiten betreten. Steht man vor verschlossener Tür, kann man sich entspannt in einer der schönen Parkanlagen niederlassen und dem Ruf des Muezzin lauschen oder die Zeit nutzen, um auf dem nahe gelegenen „Großen Basar“ (Kapalı Çarşı) sein Urlaubsbudget zu schmälern. In der riesigen Halle mit den fast 4.000 Geschäften fällt es schwer, den Überblick zu behalten, zumal viele Händler die gleichen Waren anbieten. Auch sollte man sich darauf einstellen, von allen Seiten angesprochen und zum Handeln eingeladen zu werden. Wer sich drauf einlässt, kann durchaus mit dem ein oder anderen Schnäppchen nach Hause gehen. Bei handgemachten Gläsern und Schalen aus Keramik sollte man nachfragen, ob sie zur Nutzung oder nur zur Deko bestimmt sind. Hier unterscheiden sich die Preise teilweise erheblich. Wäre doch schade, wenn man sich ein teures Weinglas kauft, aus dem man nicht trinken darf.
Tipp: Bei Erhan von „EM-ER Ceramic“ und seinem Vater bekommt man nicht nur tolles handbemaltes Keramikgeschirr, sondern auch ein nettes Gespräch und Mengenrabatt. Das Gefühl, nicht übers Ohr gehauen worden zu sein, gibts inklusive.
Wer sich in den frühen Abendstunden auf den Rückweg zur Galatabrücke macht, kommt mitten rein ins Feierabendgetümmel: Sesamringverkäufer, die ihre letzten Sattmacher verkaufen, Pendler, die in Richtung Fähre eilen und Straßenhändler, die allerhand Tinnef unters Volk zu bringen versuchen. Unter der Galatabrücke flackern die Neonreklamen der Restaurants auf, von denen sich eines an das andere reiht. Der Geruch von Abgasen und Fisch liegt in der Luft. Auf der Brücke versuchen die Angler noch bis in die späten Abendstunden ihr Glück. Wenn die Sonne untergegangen ist, versprühen die erleuchteten Minarette in Fatih und Eminönü im Süden und der angestrahlte Galataturm in Beyoğlu im Norden eine magische Atmosphäre.
Der perfekte Ausklang eines Tages in Istanbul, der nur noch durch ein Gläschen lokalen Weins in der Tezgah Kitabevi Cafe Bar getoppt wird. In der Mischung aus Buch-Shop, Kneipe und Club gibt es neben Wein (0,2 Liter für zehn Lira, etwa vier Euro) auch eine Auswahl an Bieren und Schnäpsen. Dazu ständig Nachschub an Oliven gratis. Der Mann hinterm Tresen ist so zurückhaltend-freundlich, wie man es sich nach einem Tag des Handelns und Händler-Abwimmelns auf dem Basar nur wünschen kann.
Text & Bilder © Katja Thiede